Kalymnos / Griechenland

Mein Dad schafft es immer wieder günstige Flüge an Land zu ziehen. Früher wussten wir deshalb oft erst 24 Stunden vor der Abreise wo es diesmal hingeht. Mittlerweile ist es umgekehrt. Man muss sich meist schon ein halbes Jahr vorher entscheiden wo man hin will, um an billige Tickets zu kommen. So war für uns schon relativ lange klar, dass wir Weihnachten/Silvester 2013/14 in Kalymnos verbringen werden.

Eigentlich eine super Sache. Man muss nur etwas Glück mit dem Wetter haben. Die Temperaturen sind in der Regel sehr angenehm. Auch bei kurzen Schlechtwetterperioden gibt es mehr als genug überhängendes Zeug um sich auszutoben. Regnet es aber länger, drückt das Wasser nach 2 bis 3 Tagen von hinten durch den Fels. Dann wird es auch bei den stark überhängenden Touren schwierig. Selbst in den kleinen Löchern steht das Wasser und die Sinter sind glitschig wie eine bemooste Treppe.

Trotzdem hatten wir eine super Zeit. Nicht zuletzt, da wir im Vorfeld einen wunderschönen Bungalow gefunden hatten, welchen wir für die Zeit mieten konnten. Für die doch recht langen Winterabende eine echte Bereicherung. Ausserdem hat sich ein Missgeschick im Nachhinein als Glücksfall erwiesen. Auf dem Flug von Athen nach Kalymnos hatte die Fluggesellschaft unser Gepäck vergessen. Da half es auch nicht, dass wir beim Zwischenstop in Athen extra noch nachgefragt hatten. "Klar. Sicher ist es durchgecheckt. Selbstverständlich. Was denken Sie denn. Natürlich. Steht doch auf Ihren Ticketaufklebern?!" war die Antwort der Dame am Schalter, bevor sie sich wieder auf ihr privates Smartphone stürzte.

Wie dem auch sei. Wir standen die erste Nacht ohne alles da. Im Handgepäck hatten wir nur die Fotoausrüstung, Papiere und Schulsachen. Um unser normales Gepäck abzuholen sind wir dann am nächsten Tag zum Flughafen getrampt. Ein Teilstück davon zu dritt auf der Pritsche eines PickUp`s stehend. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer, welcher uns aufgelesen hatte, richtig nett war. Deshalb haben wir ihn und seine Familie für den Abend zum Essen eingeladen. So war zumindest unser Plan. Aber habt Ihr schon mal einen Griechen in seiner Heimatstadt zum Essen eingeladen? Es war eine Völlerei. Und am Ende gab es, um die Frage wer zahlen darf, fast eine Prügelei.

Nach etwas hin und her, konnten wir es dann diplomatisch lösen. Wir trafen uns einfach öfters und zahlten abwechselnd. Die Familie von Themelis und wir sind immer noch befreundet. Wir würden uns echt freuen, wenn sie es einmal in unsere Gegend schaffen würden. Sehr wahrscheinlich ist dies allerdings nicht. Seine Frau hat zwar mehrere Bäckereien auf Kalymnos, aber keinen Reisepass. "Zu was. Den brauch ich nicht. Ausser einmal in Athen, war ich noch nie weg. Warum auch. Es ist doch so schön hier".

Neben vielen anderen, lernten wir in den Tagen auf der Insel auch Kopa und Alvaro kennen. Kopa ist so etwas wie der stellvertretende Hausmeister des Klettergebiets. Wenn er gerade nicht klettert, wenn möglich 12 Tage am Stück, bohrt er neue Routen ein. So tolle Linien wie "Aegialis" in der Grande Grotta gehen auf sein Konto. In den Wochen, in welchen wir auf Kalymnos waren, war er zusammen mit Alvaro unterwegs. Alvaro kommt aus Chile und ist ein durch und durch sympatischer Zeitgenosse. Er bastelte bei unserer ersten Begegnung an einer 7b herum. Ich war sehr erstaunt, als er mir erzählte, dass er erst seit 4 Monaten klettert. Als ich ihn fragte "Und wie gefällt es dir? ", sagte er: "Oh. Sehr gut. Ich habe deswegen gerade meine Festanstellung in Australien gekündigt. Und bin jetzt nach Kalymnos gekommen, um es richtig zu lernen." Das nenne ich mal konsequent.

Pics: © Ralf Heuber